Milchveredler für die Region
Die Eisenbahn von Neustadt (Dosse) nach Pritzwalk fuhr seit 1887 durch Kyritz. Zehn Jahre später nahm auch die Kleinbahn nach Hoppenrade und Breddin ihren Betrieb auf – damit ließ sich Milch noch besser von den Bauern der Region zur Verarbeitung nach Kyritz transportieren. Deshalb ließ die Raiffeisen-Molkereigenossenschaft eGmbH direkt gegenüber vom Bahnhof im September 1897 den Bau einer Molkerei aufnehmen, welche die Milch verarbeiten sollte. Landwirte aus einem Umkreis von etwa 30 Kilometern schlossen sich der Genossenschaft an.
Am 1. Mai 1898 ging die Molkerei mit einer Leistung von drei Tonnen Milch pro Tag in Betrieb. Wenige Jahre später wurden schon 20 Tonnen Milch pro Tag zu Butter, Vollmilch, entrahmter Frischmilch und Buttermilch verarbeitet. Sogar einen kleinen Gleisanschluss mit Drehscheibe am Bahnhof gab es. Ein Teil davon ist bis heute im Pflaster der Ladestraße sichtbar. Die Molkerei lieferte viele Produkte auch nach Berlin, während der starken Inflation 1923 wegen der höheren Preise sogar nach Hamburg. Täglich etwa 40 Tonnen Milch wurden damals angeliefert.
1956 stellte die längst zu klein gewordene und veraltete Molkerei am Bahnhof dann ihren Betrieb ein. Die Funktion übernahm der Neubau in der Hagenstraße 17. Fortan diente das Gebäude der alten Molkerei noch der Produktion von Speiseeis, später als Annahmestelle für Obst und Gemüse, schließlich als Lager. Nach 1990 stand der Bau lange leer und ist heute ein Wohnhaus.
Text: Sven Bardua