Riesige Talsperre mitten im Flachland
Der nordöstlich von Kyritz liegende Dossespeicher gilt mit einem Speichervolumen von 18,3 Millionen Kubikmetern Wasser als die größte Talsperre in Norddeutschland. Das Bauwerk reguliert den Wasserhaushalt im Einzugsgebiet der Dosse und leistet einen wesentlichen Beitrag für den Hochwasserschutz der Städte Wusterhausen und Neustadt. Darüber hinaus verhindert er in Mangelzeiten durch die Abgabe von Zusatzwasser, dass die Unterläufe der Dosse, der Alten und der Neuen Jäglitz austrocknen. Auch in den Rhin kann Wasser abgegeben werden. Außerdem wird Zusatzwasser für die Beregnungsanlage beziehungsweise die Kartoffelwäsche der Stärkefabrik in Kyritz vorgehalten.
Nach fünf Jahren Bauzeit wurde der Dossespeicher am 18. Mai 1979 eingeweiht. Das wesentliche Bauteil ist ein 1,505 Kilometer langer, bis zu 35 Meter breiter und bis zu 6,60 Meter hoher Damm. Es ist ein Erddamm mit Lehmkern; darin gibt es ein Absperrbauwerk aus Stahlbeton, mit dem der Abfluss reguliert wird. Der Damm entstand etwa dort, wo einst die Dorfstraße durch den Wohnplatz Stolpe – heute ein Straßenname – verlief. Von diesem Dorf am Obersee blieben nur Fragmente erhalten. Wegen der Talsperre wurde aus einer alten Seenkette mit Stolper See, Salzsee und Borker See ein einziger neuer See geformt: der Obersee. Zusammen mit dem Untersee und dem Klempowsee unterhalb der Talsperre waren sie aus einer 18 Kilometer langen Schmelzwasserrinne der Eiszeit entstanden.
Der Dossespeicher staut zunächst einmal die Klempnitz, ein Nebenfluss der Dosse. Doch das meiste Wasser wird von der Dosse bei Wulkow abgezweigt und über den 5,3 Kilometer langen Dossespeicher-Zuleiter zum Stausee überführt. Unterhalb der Seenkette fließt das Wasser dann in die Dosse und kann nördlich von Neustadt über einen 2,5 Kilometer langen Zuleiter zur Jäglitz und südlich von Neustadt über einen weiteren Zuleiter zum Rhin verteilt werden. Diese Zuleiter entstanden zum Teil als Neubauten, zum Teil durch Ausbau vorhandener Gräben.
Der Stauspiegel des vom Landesamt für Umwelt Brandenburg betriebenen Dossespeichers liegt im Normalfall zwischen 40,50 Meter über Normalhöhennull (NHN) und 38,50 Meter über NHN. In trockenen Jahren ist eine Absenkung bis auf 38,00 Meter über NHN möglich und im Hochwasserfall ein Aufstau bis 41,00 m ü. NHN. Der Bereich zwischen 40,50 m über NHN und 41,00 m über NHN dient als Hochwasserrückhalteraum mit einem Volumen von etwa 3,5 Millionen Kubikmetern. Bei Hochwasser speichert die Talsperre bei einem Pegel von 41,40 Meter über NHN dann insgesamt bis zu 18,3 Millionen Kubikmeter. In der Regel wird jeweils zwischen Januar und Mai gestaut, im Sommer das Wasser wieder abgegeben. So können pro Jahr bis zu 6,5 Millionen Kubikmeter für die Bewässerung von landwirtschaftlichen Flächen genutzt werden.
Text: Sven Bardua