Produktion des „Kyritzer Knatterfroschs“
Nach dem Zweiten Weltkrieg war die alte Molkerei am Bahnhof in Kyritz veraltet. 1951 begann deshalb die Projektierung eines Neubaus mit Gleisanschluss in der Hagenstraße 17. Das 1953 von der Raiffeisen-Molkereigenossenschaft eGmbH zur Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) Molkereigenossenschaft e. G. umgewandelte Unternehmen ließ hier einen großzügigen Komplex errichten. Am 24. Januar 1956 wurde er eingeweiht. Anfang 1957 schloss sich die Genossenschaft mit der Molkerei Breddin, die ihren Betrieb später einstellte, zusammen. 1962 folgte die Molkerei Neustadt (Dosse) dem Beispiel. Der Betriebsteil Neustadt blieb aber bestehen und wurde auf Käseproduktion umgestellt. Seitdem firmierte das Unternehmen als VdgB Molkereigenossenschaft e.G. Kyritz-Neustadt-Breddin.
Etwa 130 Beschäftigte stellten hier aus der angelieferten Milch vor allem Käse und Trockenmagermilch her. So wurden seit 1956 Camembert und Brie, täglich bis zu 3,3 Tonnen, hergestellt. DDR-weit kannte man den „Kyritzer Knatterfrosch“, einen Camembert mit Edelschimmelpilz und einem grünem Frosch auf der Verpackung.
Doch seit der Existenz der 1962 auf der anderen Seite der Gleise errichteten Getreideanlage führten die Kyritzer Käsefachleute einen Kampf gegen Fremdschimmel. Der Wind trieb den dort beim Umladen entstehenden Staub mit Schimmelpilzen regelmäßig zur Molkerei. Dabei hatten Molkereifachleute vor dem Bau des Getreidesilos an der Stelle gewarnt. Denn der Wildschimmel fand in der Molkerei ideale Lebensbedingungen vor und verdrängte den Edelschimmel. 1979 stellte die Molkerei deshalb die Produktion des Knatterfroschs ein und begann 1980 mit der Erzeugung von Tilsiter. 1987 weihte sie eine neue Käserei ein: für täglich 7,6 Tonnen Gouda und 2,6 Tonnen Tilsiter. Am 28. Februar 1991 wurde der Betrieb geschlossen; die Bauten dienen seitdem als Gewerbehof.
Text: Sven Bardua