„An der Knatter“
Unter dem Namen „Kyritz an der Knatter“ ist die Stadt weithin bekannt. Doch Kyritz liegt an dem Flüsschen Jäglitz – den Beinamen verdankt es den „knatternden Mühlen“ der Stadt. Das Klappern und Knartschen der in Wassermühlen arbeitenden Holzräder soll im 19. Jahrhundert die Phantasie von aus Berlin kommenden Ausflüglern angeregt haben. Im Spott stilisierten sie die „Knatter“ zu einem prägnanten Namen, der seitdem als Marketingzusatz eine gewisse Karriere hingelegt hat. Eine Theatergruppe nennt sich „Knatterminen“, es gab den Camembert „Knatterfrosch“, den Sekt „Knatterperle“ und den Kräuterlikör „Knatterwasser“.
„Kyritz an der Knatter“ wird auch touristisch vermarktet, obwohl es die vielen Wassermühlen in der Stadt schon lange nicht mehr gibt. Die älteste, schon 1337 erwähnte Mühle war wohl die Vierradenmühle am südöstlichen Stadttor. 2007 wurde der später Stadtmühle genannte Bau in der Graf-von-der-Schulenburg Straße abgerissen. Im Jahr 1500 wurde die Hahnenwinkelmühle erstmals erwähnt. Das reizvolle Fachwerkgebäude der späteren Düsslerschen Mühle steht in der Mühlenstraße 12, daneben das Wohnhaus des Müllers. Sowohl die Stadtmühle wie auch die Düsslersche Mühle standen an dem längst zugeschütteten Mühlenarm, einem östlich der Altstadt entlang führenden Abzweig der Jäglitz.
In den Mühlen der Tuchmacherstadt Kyritz wurde nicht nur Getreide vermahlen, sondern vor allem auch Stoff gewalkt. So gab es eine 1654 erwähnte Walkmühle an der Mündung des Königsfließ in die Jäglitz in der Nähe der Dorfstelle Rüdow: Der von Westen kommende Bach mündet nordöstlich der Stadt in die Jäglitz. Auch die um 1400 erstmals erwähnte Stolper Mühle nordöstlich der Stadt war eine Walkmühle. Mit dem Niedergang der Kyritzer Tuchmacherei in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts dürften die Mühlen aber umgebaut oder stillgelegt worden sein.
Text: Sven Bardua